Niesen, juckende Augen, verstopfte Nase – die Allergiesaison bringt Jahr für Jahr Millionen Menschen aus dem Gleichgewicht. Doch wer heute nach Linderung sucht, geht längst nicht mehr nur zur Apotheke an der Ecke. Der Online-Handel hat sich in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil des Allergiemarkts entwickelt.
Versandapotheken boomen, Heuschnupfensprays und Antihistaminika wandern mit wenigen Klicks in den Warenkorb. Die Motive liegen auf der Hand: planbare Bevorratung, diskrete Lieferung nach Hause und eine breite Produktauswahl – ganz ohne Hustenschlange am HV-Tisch.
Doch nicht nur die steigenden Zahlen sprechen für den Trend. Auch die Art und Weise, wie Allergieprodukte gekauft werden, wandelt sich. Von der gezielten Auswahl bekannter Marken bis hin zur Suche nach pflanzlichen Alternativen zeigt sich: Die Käufer*innen agieren informiert und differenziert. Besonders im Frühjahr, wenn die Pollenbelastung steigt, wird der Online-Kanal zum primären Einkaufsweg für viele Allergiker*innen.
Dieser Artikel beleuchtet, wie sich der Online-Allergiemarkt in den letzten Jahren entwickelt hat, welche Produkte dominieren, wie sich die Käuferstruktur verändert und warum Versandapotheken für viele zur ersten Wahl geworden sind. Ein datenbasierter Blick auf einen Markt, der sich zunehmend digitalisiert und differenziert.
Der Allergiemarkt
Der Markt für Allergieprodukte umfasst rezeptfreie Medikamente zur Linderung von Heuschnupfen, allergischen Reaktionen der Atemwege und juckenden Augen. Hierzu zählen insbesondere Nasensprays mit Antihistaminika oder Cortison (z. B. MOMETAHEXAL), orale Antiallergika wie Cetirizin und Loratadin sowie Augentropfen auf pflanzlicher Basis oder mit pharmazeutischer Wirkung.
Darüber hinaus sind Kombiprodukte und pflanzliche Mittel zunehmend gefragt. Der Markt ist stark saisonal getrieben: Hauptumsatzzeitraum ist der Frühling (Februar bis Juni), parallel zum Pollenflug. In dieser Phase steigt die Nachfrage signifikant – sowohl in stationären Apotheken als auch im E-Commerce.
Zudem lassen sich Allergieprodukte auch in Bezug auf Anwendungsart differenzieren: Während Nasensprays lokal wirken, haben orale Präparate eine systemische Wirkung. Die Wahl hängt häufig vom individuellen Symptomprofil ab – verstopfte Nase versus juckende Augen versus generalisierte Reaktionen.
Der Online-Allergiemarkt im Wandel
Eine differenzierte Betrachtung der Umsatzentwicklung im Online-Allergiemarkt zeigt zwei unterschiedliche Perspektiven, die beide auf das Wachstum des Marktes hinweisen.
Die erste Grafik stellt den prozentualen Umsatzanteil des Online-Handels am gesamten Allergiemarkt dar. Hier zeigt sich zu Beginn der Allergiesaison 2025 ein deutlicher Anstieg – mit Spitzenwerten von 24,4 % im Februar und 23,1 % im März. Im weiteren Verlauf der Saison nähert sich der Anteil ab April wieder dem Niveau der Vorjahre an.

Die zweite Grafik zeigt die Entwicklung des absoluten Online-Umsatzes. Hier erreicht der Online-Markt im März 2025 ein Allzeithoch und bleibt über mehrere Wochen hinweg auf hohem Niveau.
Beide Kurven verdeutlichen dabei aus unterschiedlichen Blickwinkeln das starke Wachstum des Online-Allergiemarkts. Während die Entwicklung des prozentualen Online-Umsatzanteils den zunehmenden Stellenwert des E-Commerce-Kanals im Gesamtmarkt zeigt, spiegelt die Entwicklung des absoluten Online-Umsatzes das insgesamt steigende Marktvolumen im digitalen Vertrieb wider.
Zusammen betrachtet belegen beide Perspektiven: Der Online-Kanal gewinnt sowohl an Relevanz im Wettbewerbsumfeld als auch an absoluten Umsätzen und etabliert sich zunehmend als feste Größe im Allergiemarkt.
Welche Produkte dominieren den Markt?
Im Online-Handel dominieren vor allem Nasensprays wie MOMETAHEXAL, das mit einem Absatzplus von +13,4 % im Jahr 2025 an der Spitze steht. Auf Platz zwei und drei folgen REACTINE DUO und LORANOPRO, letzteres mit einem besonders starken Wachstum von +21,1 %.
Auch pflanzliche Augentropfen wie EUPHRASIA sowie großpackige Generika (z. B. CETIRIZIN-ADGC) sind stark nachgefragt.
Die Umsatz-Topliste führt ebenfalls MOMETAHEXAL an, gefolgt von LORANOPRO in verschiedenen Packungsgrößen. Alles Brands der Hexal AG, die damit die ersten 3 Plätze der Rangliste besetzt.

Insgesamt zeigt sich: Der Versandhandel für Allergieprodukte ist breiter aufgestellt als gemeinhin angenommen. Neben klassischen Antiallergika werden auch pflanzliche Alternativen und Kombiprodukte stärker nachgefragt. Ein klarer Hinweis auf ein reiferes Konsumentenverhalten.
Zudem beobachten wir eine deutliche Professionalisierung auf Seiten der Anbieter: gezieltere Produktauswahl, Suchmaschinen-Optimierung, aber auch edukative Inhalte und saisonal abgestimmte Newsletter-Kampagnen.
Wer kauft online ein?
Ein Blick auf die soziodemografischen Daten zeigt ein klares Bild:
- Überwiegend Frauen kaufen Allergiemittel online
- Hauptzielgruppe: 30 bis 49 Jahre, Durchschnittsalter: 47,9 Jahre
- Der durchschnittliche Warenkorb umfasst etwa 1,43 Produkte und liegt preislich bei rund 15,25 Euro
Diese Werte spiegeln ein informierteres, planvolles Einkaufsverhalten wider. Viele Kund*innen bestellen nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Familien.
Interessant ist dabei auch die Kaufintensität je Altersgruppe: Während die höchsten absoluten Zahlen in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen liegen, ist der Absatz pro Shopper bei jüngeren Käufer*innen (18–29 Jahre) überraschend konstant.
Dies deutet auf einen früh etablierten Selbstmedikationsansatz hin.
Auch Männer holen langsam auf – insbesondere in den Altersgruppen 30–39 und 50–59 Jahre. Dennoch bleibt der Markt weiblich dominiert.

Regionale Unterschiede
Die Online-Allergiemärkte wachsen deutschlandweit. Besonders stark ist das Wachstum in Hamburg (+30,6 %) und Nordrhein-Westfalen (+29,0 %). Auch kleinere Regionen holen im E-Commerce auf und der digitale Vertriebskanal wird flächendeckend relevanter.
Auffällig ist zudem, dass nördlichere Regionen wie NRW, Hamburg und Bremen möglicherweise aufgrund wärmerer und trockenerer Witterungsbedingungen im Vergleich zum Vorjahr signifikant höhere Wachstumszahlen verzeichnen.
In absoluten Zahlen liegen die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen vorn. Hier zeigt sich: Hohe Bevölkerungsdichte und starke E-Commerce-Infrastruktur wirken sich positiv auf die Online-Umsätze aus.

Saisonale Unterschiede
Die Umsatzentwicklung nach Kalenderwochen zeigt, dass die Saison 2025 besonders früh einsetzt (KW 5) und bereits in KW 9 den Peak erreicht. Der Vergleich zu den Jahren 2023 und 2024 zeigt: Die Saison startet immer früher und verläuft digital deutlich konstanter, ohne abrupte Umsatzspitzen.
Das spricht für eine geänderte Wahrnehmung: Viele Menschen kaufen früher, geplanter und unabhängiger vom aktuellen Pollenflug. Versandapotheken reagieren flexibel auf diese Nachfrage und können sowohl frühzeitige Peaks als auch langfristige Bevorratungen gut bedienen.

Darüber hinaus lassen sich neue Mikrozyklen identifizieren – etwa spontane Nachfragespitzen nach warmen Wochenenden oder regional bedingte Peaks je nach Pollensorte. Hier zeigt sich die Stärke des Online-Kanals: Reaktionsfähigkeit, Verfügbarkeit, Logistik.
Fazit
Der Online-Allergiemarkt hat sich etabliert. Mit zweistelligen Wachstumsraten, einer breiten Produktpalette und einem veränderten Konsumverhalten wird deutlich: Der Versandhandel ist fester Bestandteil der Selbstmedikation geworden.
Dabei spielen nicht nur Bequemlichkeit und Preis eine Rolle, sondern auch Verfügbarkeit, Diskretion und Planungssicherheit. Frauen in mittleren Altersgruppen sind die Hauptzielgruppe, kleinere Bundesländer holen auf und bekannte Marken wie MOMETAHEXAL dominieren nach wie vor die Rankings.
Insgesamt zeigen alle betrachteten Daten und Trends: Der Markt für Allergiemittel wandelt sich – digital, früher und smarter. Anbieter, die ihre Sortimente datenbasiert steuern und Konsument*innen gezielt ansprechen, sichern sich dabei langfristig Wettbewerbsvorteile.
Sowohl die steigenden Online-Umsatzanteile als auch die konstant wachsenden absoluten Umsätze belegen: Der E-Commerce-Kanal wird für den Allergiemarkt immer relevanter – und dürfte auch in den kommenden Saisons eine tragende Rolle spielen.