Seit dem 20. Oktober 2020 steht es fest: Das e–Rezept kommt. Das entsprechende Gesetz „gibt die verpflichtende Nutzung des E-Rezepts bei der Verordnung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ab Januar 2022 vor.“ (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/e-rezept.html). Einhergehend mit dieser Entscheidung ist zukünftig mit einer Disruption des Marktgeschehens in Deutschland zu rechnen. Bei Experten und Marktteilnehmern herrscht Einheit: der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten wird Fahrt aufnehmen. Aber was bedeutet diese Entwicklung für Pharmahersteller und wie kann man sich in diesem Absatzkanal etablieren?
Der Rx-Versandhandel: seit Jahren ein Politikum
Ein kurzer Rückblick: Der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln war und ist ein politisches relevantes Thema. Seit 2004 ist der Versandhandel in Deutschland mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln grundsätzlich zugelassen. Apotheken, die Arzneimittel versenden, ob Vor-Ort oder Online, müssen eine sogenannte öffentliche Apotheke betreiben und benötigen darüber hinaus die Erlaubnis der zuständigen Behörde. Seit der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Oktober 2016 die deutsche Arzneimittelpreisbindung für ausländische Versender aufgehoben hat, war die Diskussion um die Legitimität des Versands von rezeptpflichtigen Arzneimitteln wieder im vollen Gange. Ein Verdrängungswettbewerb stationärer Apotheken durch Versandapotheken war Urheber vieler Gegenstimmen und Einwände. Das Apotheken-vor-Ort-Stärkungsgesetz (AVOSG), welches Anfang Dezember 2020 in Kraft trat, verbietet seitdem unter anderem, zukünftig Rx-Rabatte anzubieten, was etwas Brisanz aus der Diskussion nahm. Die neue Regelung gilt für Vor-Ort- und für Versandapotheken, auch aus dem Ausland, gleichermaßen. Ein generelles Versandverbot von Rx-Arzneimitteln schmetterte das Bundeskabinett aufgrund rechtlicher Bedenken im August 2020 bereits ab. Und nun ist das e-Rezept beschlossene Sache und wird ab Januar 2022 verpflichtend vorgegeben. Ein Meilenstein für Pharmahersteller! Warum?
e-Rezept und der deutsche Versandhandel
Bis dato liegt das Kerngeschäft im deutschen Apotheken-Versandhandel fast ausschließlich im OTC-Bereich. Der Umsatzanteil von Rx-Arzneimitteln bei den Versandapotheken liegt aktuell bei nur knapp 1,5 %. Grund dafür ist die Komplexität und Analogität, die dem Papierrezept innewohnt. Die Hürde ein solches analoges Dokument umständlich in einer Online-Apotheke einzureichen ist hoch, wie es die Zahlen letztlich auch belegen. Durch die Dynamiken im vergangenen Jahr, allen voran die verpflichtende Digitalisierung des Rezeptsystems ab 2022, ändern sich die Vorzeichen nun aber grundlegend. Experten, Hersteller und Versender sind sich einig, dass der Anteil von Rx-Arzneimitteln in den Versandapotheken deutlich zunehmen wird. Tobias Brodtkorb, Managing Partner Sempora Consulting, geht davon aus, dass „die Annahmen der Marktexperten, dass der Rx-Marktanteil des Versandhandels auf zehn Prozent wachsen wird, mehr als realistisch“ ist.
Hinzu kommt, dass die Corona-Pandemie das Vertrauen der Kunden in den Onlinehandel positiv beeinflusst hat und der Versandhandel neue Kunden gewinnen konnte. Ähnliche Effekte werden auch vom e-Rezept erwartet. In der Apothekenmarktstudie 2020 von Sempora gaben 35 % der Konsumenten an, dass „das E-Rezept den Apotheken–versandhandel für sie attraktiver machen würde“. Ein Viertel der Befragten würden eine Versandapotheke zu Einlösung des e-Rezepts einer stationären Apotheke bevorzugen. Hersteller müssen also davon ausgehen, dass Umsatz und Absatz von Rx-Produkten im deutschen Apotheken-Versandhandel zukünftig steigen werden. Erwähnenswerter Nebeneffekt: Auch der Absatz von OTC-Produkten wird durch das e-Rezept einen Schub erfahren. Wenn mehr Kunden in die Versandapotheken strömen, ist die Wahrscheinlichkeit von OTC-Beikäufen in den Warenkörben hoch.
Das Gebot der Stunde für Pharmahersteller
Um von der aktuellen Entwicklung zu profitieren und die Potenziale im eRx-Markt bestmöglich auszuschöpfen, ist es für Pharmahersteller unerlässlich, sich eingehend mit dem digitalen Absatzkanal zu befassen. Die Strukturen und Dynamiken des Marktes von rezeptpflichtigen Arzneimitteln zu verfolgen, zu verstehen und darauf basierend das eigene Produktangebot für den Versandhandel auszurichten ist elementar, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die exklusiven Versandhandels-Insights von DatamedIQ liefern wichtige Anhaltspunkte.
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