Noch vor wenigen Jahren galten Online-Apotheken als praktische Ergänzung zum klassischen Apothekenbesuch, heute verändern sie das Gesundheitssystem von Grund auf. Der neue Bericht zum europäischen e-Pharmacy-Markt 2024 zeigt: Die digitale Arzneimittelversorgung ist auf dem Weg, ein zentraler Bestandteil der europäischen Gesundheitsversorgung zu werden. Und das nicht irgendwann, sondern jetzt.
Von der Nische zur Normalität
Die Zeiten, in denen Online-Apotheken ein Randphänomen waren, sind längst vorbei, das wissen Sie. Doch das Tempo dieses Wandels ist beeindruckend: In unserem 13-Länder-Panel erreicht der E-Pharmacy-Markt 2024 ein Volumen von über 12 Milliarden Euro und wächst im Durchschnitt um rund +14 %.
Hier ein Blick in den Report:

Besonders spannend: Das Wachstum ist längst nicht mehr auf einzelne Märkte beschränkt. Deutschland bleibt mit 4,2 Milliarden Euro Umsatz der Schwergewichtsmarkt, doch Schweden holt mit einer 20-prozentigen Wachstumsrate auf und zeigt, was möglich ist, wenn Regulierung und digitale Infrastruktur Hand in Hand gehen.
Ebenso eindrucksvoll ist der Blick nach Zentral- und Osteuropa: Polen, Tschechien und Slowakei erleben zweistellige Wachstumsraten, weil neue Gesetze den digitalen Zugang zu Gesundheitsleistungen erleichtern. Hier zeigt sich: Wo politische Rahmenbedingungen stimmen, entsteht ein Markt, der innerhalb kürzester Zeit "durch die Decke geht".
Warum Europa trotzdem noch Nachholbedarf hat
So beeindruckend diese Zahlen sind, sie erzählen nur einen Teil der Geschichte. Denn während in einigen Ländern digitale Rezepte längst Alltag sind, bleibt der Zugang zu verschreibungspflichtigen Medikamenten in vielen anderen Staaten blockiert.
Nur 8 von 27 EU-Mitgliedstaaten erlauben derzeit den Online-Vertrieb von Rx-Arzneimitteln. In 19 Ländern ist der Versand nach wie vor untersagt und damit bleibt ein riesiges Potenzial ungenutzt.
Dieses Ungleichgewicht zeigt sich auch in den Wachstumsraten: Wo Regulierung und digitale Infrastruktur ineinandergreifen, explodiert der Markt. Wo gesetzliche Hürden bestehen, bleibt er hinter seinem Potenzial zurück: ganz gleich, wie groß die Nachfrage ist.
Was den Wandel antreibt
Hinter dieser Entwicklung steht eine ganze Reihe von Trends, die das Gesundheitswesen nachhaltig verändern:
Das E-Rezept wird Standard:
Deutschland hat es 2024 vollständig eingeführt, andere Länder ziehen nach. Damit fällt eine der größten Hürden für digitale Versorgung.
Der European Health Data Space (EHDS):
Ab März 2025 werden Online-Apotheken als Teil der offiziellen Gesundheitsversorgung anerkannt. Bis 2029 sollen sie an die europäische Dateninfrastruktur angebunden sein (ein Meilenstein für grenzüberschreitende Services).
Plattform statt Einzelservice:
Die führenden Anbieter integrieren eRezept, Telekonsultation und Versorgung chronisch Kranker in einem nahtlosen Nutzererlebnis.
Künstliche Intelligenz:
Von der Lagerverwaltung bis zur personalisierten Empfehlung: KI sorgt für Effizienz und Relevanz.
Neue Geschäftsmodelle:
Same-Day-Delivery, Abo-Modelle und personalisierte pharmazeutische Betreuung verändern die Erwartungen der Patient*innen und eröffnen neue Umsatzchancen.
Der Blick über den Atlantik
Ein Vergleich mit Nordamerika zeigt, was noch möglich ist. Dort ist der E-Pharmacy-Markt mit rund 22 Milliarden Euro bereits fast doppelt so groß wie in Europa (bei vergleichbarer Bevölkerung!)

Warum?
Weil Prozesse dort durchgängig digitalisiert sind, Patientenrechte klar definiert und Erstattungssysteme auf Online-Services ausgerichtet sind. Was Europa noch bevorsteht, ist in den USA und Kanada längst Realität: eine vernetzte, datengetriebene Arzneimittelversorgung, die nicht nur bequemer, sondern auch effizienter und patientenzentrierter ist.
Länder im Fokus: Ein Kontinent, viele Geschwindigkeiten
Die Unterschiede zwischen den Ländern sind bemerkenswert und zeigen, wie stark Regulierung und politische Rahmenbedingungen den Markt prägen:
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Spanien wächst mit 20 % auf 360 Millionen Euro, beschränkt sich aber weiterhin auf OTC-Produkte.
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Österreich kommt auf 300 Millionen Euro (+14 %). Verschreibungspflichtige Medikamente bleiben hier jedoch außen vor.
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Dänemark zeigt, wie es gehen kann: Rx-Vertrieb ist erlaubt, und der Markt wächst stabil um 10 %.
Diese Beispiele verdeutlichen: Die Frage ist nicht, ob E-Pharmacy zum Standard wird, sondern wie schnell und unter welchen Bedingungen.
Fazit: Die Zukunft der Arzneimittelversorgung ist digital
2024 markiert einen Wendepunkt. Online-Apotheken sind nicht länger ein ergänzender Service, sondern entwickeln sich zu einem festen Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Sie schließen Versorgungslücken, bringen Medikamente schneller zu Patient*innen und integrieren sich zunehmend in digitale Gesundheitsökosysteme.
Die nächsten fünf Jahre werden entscheidend sein. Mit dem EHDS, neuen regulatorischen Weichenstellungen und wachsender Nutzerakzeptanz entsteht ein Markt, der in seiner Bedeutung noch weit über den Versandhandel hinausgeht. Wer sich jetzt positioniert, kann zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehören.
Neugierig geworden?
Dies war nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Erkenntnisse aus dem neuen Market Report 2024 von DatamedIQ und der eaep. Der vollständige Report liefert detaillierte Zahlen zu 13 europäischen Märkten, analysiert regulatorische Rahmenbedingungen, beleuchtet Marktführer und zeigt auf, wo die größten Chancen für Wachstum, Innovation und Investition liegen.